Gestensteuerung ist irgendwie schon fast ein alter Hut, voll letztes Jahrzehnt! Bald ist es schon sieben Jahre her, dass mit der Nintendo Wii eine neue Ära der Steuerung von Videospielen und ferne technischen Geräten allgemein eingeläutet wurde. Abgesehen von der Umstellung der Gestenerkennung auf Kameras, die die Bewegungen direkt erfassen, hat es seitdem keine echte Innovation gegeben, so dass sich Microsofts neu angekündigte xBox One schon mit dem fragwürdigen Feature brüsten muss, die Umgebung dauerhaft und selbst im ausgeschalteten Zustand auf relevante Bewegungsmuster zu überwachen. Anstatt wie ein gelungenes Gadget, mit dem sich die Konsole wortwörtlich im Handumdrehen aktivieren lässt, wirkt das Ganze mehr wie ein weiteres gemeinsames Joint Venture mit der NSA. Aber es gibt auch gelungene Weiterentwicklung von Gestensteuerung, die bekannte motion controller-Systeme wie Kinect alt aussehen lässt.
WiSee: Barrierefreie gesture recognition per W-Lan
WiSee ermöglicht nicht weniger, als Gestensteuerung unabhängig vom Standort des angepeilten Geräts vom ganzen Haus aus zu betreiben, grenzenlosquasi, jedenfalls immerhin so weit das Wireless Lan-Netz reicht. Das funktioniert folgendermaßen: Die Strahlung des kabellosen Netzwerks reagiert auf seine Umgebung, Metalle oder Wasser stören das Signal. Und da der Mensch zu über 70 % aus Wasser besteht, hat der menschliche Körper natürlich auch einen Einfluss auf das WiFi-Funktnetz. Analysiert man die durch menschliche Bewegungen erzeugten Veränderung der W-Lan-Strahlung, lassen sich so also bestimmte Muster erkennen und somit Gesten erfassen. Natürlich nicht so genau wie noch bei derzeitig verwendeten Systemen wie der Bewegungserfassung durch Kameras, aber genau genug, um beispielsweise Tracks der laufenden CD zu skippen oder den Fernseher abzuschalten. WiSee hat zwar noch keine Marktreife erlangt, s0ll aber schon gut funktionieren. Angeblich werden 94 % der Körperbewegungen bereits richtig erkannt.
Nette Geste oder Technik mit Tücken?
Im oben verlinkten Video erklären die Forscher der University of Washington die kleine Technik-Revolution noch mal im Detail. Vielversprechend, allerdings könnten die Tücken wie so oft in den Details stecken. Gerade in Mietswohnungen, wo sich schon heute etliche W-Lan-Signale überlagern, könnte die Technik zu Problemen führen: Beispielsweise Fernsehgeräte die wahllos umschalten, weil die Nachbarin gerade die Fenster putzt, wären nicht gerade ein Fortschritt in Sachen vereinfachter Bedienung. Lassen sich entsprechende Probleme lösen, dürfte WiSee die Bedienung unserer Wohnzimmer-Technik und anderer Gadgets revolutionieren und Gestensteuerung den Einzug in unser Alltagsleben auch jenseits von Videospielen erlauben. Bald können wir uns also alle so cool fühlen, wie Tom Cruise in Minority Report, seriously!
Redner, die mit Hilfe von Präsentationen ihren Vortrag dem Publikum näher bringen, sitzen schon lange nicht mehr vor ihren Laptop, um die Folien weiter zu klicken. Der moderne Professor oder Abteilungsleiter greift dabei natürlich zur Fernbedienung. Wer dachte, dabei wäre der integrierte Laserpointer das höchste der Gefühle in Sachen technologischer Fortschritt, wird jetzt eines besseren belehrt.
Next-Level Fernbedienung
Ende des Jahres soll die Gestensteuerung Myo erscheinen. Das Gerät sieht aus wie ein Armreif aus einem von Apple gesponserten Sciencefiction-Film und misst sowohl die räumliche Bewegung des Arms des Benutzers sowie die dortige Muskelspannung. Dadurch soll eine präzise Gestensteuerung möglich werden, ganz ohne den Umweg einer Kamera, die die Bewegungen einfängt.
Hält das Gerät was es verspricht, sollte so eine wesentlich genauere Erkennung von recht speziellen Gesten, etwa eines Schnippens, möglich sein. Außerdem ist bei der Steuerung von Geräten eine Ausrichtung zur Kamera nicht mehr notwendig. Wer die Musik aufdrehen will, muss sich mit der Fernbedienung der Zukunft also nicht einmal mehr der Anlage zuwenden.
Hollywood lässt grüßen
Mehr oder weniger alltagstaugliche Anwendungsmöglichkeiten zeigt das Promo-Video von der Produktwebseite. Teile des Videos erinnern dabei an das Gesten-Ballett von Tom Cruise im Sciencefiction-Thriller Minority Report. Und auch für Spiderman-Fans sollten feucht-klebrige Träume wahr werden – insofern jemand noch den passenden Spinnennetz-Schießer fürs Handgelenk entwickelt. Zeit dafür bleibt noch voraussichtlich bis Ende 2013. Vorbestellt werden kann Myo schon jetzt, knapp 150 $ muss man berappen, um ein Gerät der limitierten ersten Auflage zu erhalten.
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